Ein Bierchen für alle
„So Leute, ich bin fertig für heute“, meinte Robin, „aber vorher noch ein Bierchen mit euch.“
„Super und für mich 'ne Zigarette“, sagte Josef. Die fünf Männer Josef, Franz, Joachim, Robin und Hans setzten sich. Sie schenkten sich alle ein Bier ein und zwei rauchten. Dabei lachten sie und erzählten sich Geschichten. Joachim erzählte gerade: „Ich habe mich mit meiner Freundin in der Stadt getroffen, sie kam zu mir und sah aus wie Audrey Hepburn: gleiche Haare, gleiche Kleidung und gleich Körperhaltung. Ich sagte, sie sehe schön aus. Da kam uns der Steinmeier entgegen. Er schaute mich böse an und schüttelte den Kopf. Am nächsten Tag hat er mich gefragt, ob ich mich nicht schäme. Er sagte noch was von wegen böses Amerika und dreckige Kapitalisten. Ich grinste ihn an und meinte: 'Also, ich find's schick.' Mann, wurde der rot. Ich bin schnell abgehauen.“
Alle grinsten und Franz sagte in die Runde: „Der Steinmeier versteht nix von Frauen.“ Alle nickten zustimmend. Hans fand, sie sollten auf die zweite Audrey Hepburn anstoßen. „Letztens“, erzählte Josef, „hat mich meine Frau gefragt, ob sie mit meinem Trabbi fahren kann. Ich habe sie erschrocken angeschaut und sagte: 'Schatz! Weißt Du wie lange ich auf dieses Auto gewartet habe!'“ Alle lachten. „Morgen kommt mein Bruder“, erzählte Robin, „dann müssen wir mit seinen Kindern Ein Kessel Buntes anschauen.“ Alle stöhnten. Joachim aber meinte: „Also, ich finde ein Kessel Buntes juut.“ Alle wieherten über seinen Kommentar.
Franz und Josef standen auf und verkündeten: „Wir gehen jetzt wieder raus und schauen nach dem Rechten.“
Draußen war es kalt und gefroren. In der Ferne sahen sie zwei Lichter. Sie kamen näher und die beiden erkannten ein Auto. Einen VW-Käfer mit Hamburger Kennzeichen. Der Mann hinter dem Steuer ließ sein Fenster hinunter. Er war jung, ca. 1,75 m, muskulös, hatte blondes Haar, trug ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Sonnenbrille. Im Auto hing ein Studentenausweis. Auf Josef und Franz wirkte er wie ein Halbstarker. Neben ihm lag eine schwarze Lederjacke. Seine Nase sah aus, als hätte sie ihm jemand gebrochen. Er lächelte und sagte: „Schönen Abend, Herr Grenzbeamter.“ Josefs Miene erstarrte. „Nein, in der DDR gibt’s keine Beamten. Die DDR ist ein Arbeiter- und Bauernstaat.“ Daraufhin sagte der Mann, „Guten Abend, Herr Grenzbauer.“ Josef und Franz waren verärgert. Die Wessis mal wieder. Josef sagte kühl zum Mann: „Bitte steigen Sie aus und kommen mit.“ Während Josef den Mann mitnahm, holte Franz die anderen, um sich das Auto genauer anzuschauen.
Abschnitt aus dem Protokoll über Jörg Backhaus
So Herr...?
Bond, James Bond. Finden Sie das witzig?
Kennen Sie Bond, James Bond?
Natürlich, ich lebe ja nicht hinter dem Mond. Naja, aber fast.
Gut Herr...?
Jörg, Jörg Backhaus.
So so, Backhaus. Sie kommen aus ...?
Hamburg. Tschuldigung, hätten Sie ein Bierchen für mich? Jetzt werden Sie aber unverschämt!
An dieser Stelle bricht das Protokoll ab. Die schriftliche Zusammenfassung finden Sie in den Akten.
Zwischenzeitlich untersuchten die anderen den VW. Sie öffneten den Kofferraum und sie sahen …
Decken. Hans, der etwas hörte, sagte: „Seid leise! Ich höre da wat.“ Alle schwiegen und man vernahm Atemgeräusche. Joachim schob die Decken beiseite und dort lag … ein Mann. Robin blickte erschrocken auf den Mann hinunter und sagte: „Das ist ja … mein Bruder!“